Auch Naturkalk braucht eine gewisse Reife

Was verbindet Naturkalk mit einem guten Wein? Ganz einfach: Um ihre volle Qualität zu entfalten, müssen beide einen gewissen Reifeprozess durchlaufen. Beim Naturkalk entscheidet die sogenannte Sumpfzeit darüber, inwieweit er sich gut verarbeiten lässt und als Wandfarbe oder Putz zu einem hochwirksamen Mittel gegen Schimmel wird.

Kalkstein wird dazu zunächst bei 950 Grad Celsius holzgebrannt und anschließend mit Wasser gelöscht. Die so entstandene Kalkmilch wird dann gelagert. „Durch dieses Einsumpfen entwickelt sich im Lauf der Zeit ein gleichmäßig cremiger, feinporiger Sumpfkalk. Industriekalk wird dagegen gleich nach dem Löschen zu Pulver verarbeitet und ist dadurch weniger feinporig – qualitativ ist das ein Unterschied wie zwischen einer Spätlese und einem Tafelwein“, erklärt der passionierte Naturbaustoffhersteller Thomas Bühler.

Zu den herausragenden Eigenschaften von Kalk gehört es, Innenräume wirksam vor Schimmel zu schützen. Aufgrund seines basischen pH-Werts entzieht er Schimmelsporen jeglichen Nährboden. Das feine Kapillarsystem fungiert als zusätzlicher Schutz: Es kann Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk aufnehmen und gibt sie dann erst nach und nach an die Luft ab.

Doch Naturkalk punktet nicht nur im Hinblick auf ein gesundes Raumklima. Er erlaubt auch ein breites Spektrum an Gestaltungsvarianten und Techniken: Er kann einfach als Wandfarbe im Neubau dienen oder aber als Deck- oder Strukturputz Unebenheiten von Altbau-Wänden ausgleichen. Besondere Effekte lassen sich erzielen, wenn er in mehreren Schichten aufgetragen wird. So ergeben sich Texturen mit höherer Transparenz und Lichtreflexen. Mit der raffinierten Stuccotechnik lassen sich marmorierte Oberflächen erzielen, die etwas vom Charme venezianischer Villen verströmen. Nicht umsonst wurde hochwertiger Naturkalk mit langer Reifezeit früher gerne für repräsentative Prachtbauten verwendet.

Apropos hochwertig: Beim Kauf von Kalkputz empfiehlt sich immer ein prüfender Blick auf den Inhalt. Denn in Deutschland dürfen sich Putze bereits ab einem Kalkanteil von nur drei (!) Prozent als Kalkputz bezeichnen. Zum Vergleich: Beim Schweizer Hersteller Haga beträgt der Anteil an Calciumcarbonat mehr als 98 Prozent. Das Unternehmen in Rupperswil hat diesen besonderen Reinheitsgrad einer geologischen Besonderheit zu verdanken: Dort sind die Kalkschichten in umgekehrter Reihenfolge zu finden. Die tiefste und damit reinste Kalkablagerung des Urmeeres tritt dort ganz oben zutage. Als Zusatzstoffe werden nur natürliche Materialen wie Flusssand, Marmormehl oder mineralische Leichtzuschläge beigemischt. Auch diese Bestandteile sind alle voll deklariert. Weitere Informationen unter www.haganatur.de.